Hamsterkäufe versus Kanban
Weshalb ein Kanban-System die Hamsterkäufe regulieren kann.
In den vergangenen Tagen hörte ich häufiger: „Das war‘s dann wohl mit Kanban; jetzt wird wieder gehortet!“ Während bisher Just-in-Time-Lieferung über lange Lieferketten hinweg der Standard waren, wird jetzt aus Angst vor Versorgungslücken Bestände aufgebaut. Das betrifft nicht nur Toilettenpapier und Desinfektionsmittel, sondern genauso Hilfs- und Betriebsstoffe, Büromaterial und Rohmaterial. Sowohl Unternehmen, die zurzeit an der Belastungsgrenze fahren, um die Hamsterkäufe zu kompensieren, als auch kurzarbeitende Unternehmen, die nach Krisenende die Versorgungssicherheit zum Hochfahren brauchen, leiden darunter.
Bleiben wir kurz beim Beispiel Toilettenpapier: Interessant ist, dass der Abverkauf um ein vielfaches gestiegen ist, obwohl aufgefüllte Regale sofort leergekauft werden. Der Verbrauch hingegen bleibt zurzeit konstant. Wenn auch der letzte Schrank/Keller/Garage mit WC-Papier geflutet ist, wird die Nachfrage abrupt einbrechen. Die folgende Aufbrauchphase wird die Panikkäufe kompensieren, sofern keine Rückrufaktionen wegen Metallsplittern zwischen den Blättern kommen.
Kanban-Systeme haben grundsätzlich die Aufgabe, einen mehr oder minder gleichmäßigen Verbrauch optimal abzudecken. Die Versorgungssicherheit ist mit minimalen Beständen/Puffern zu gewährleisten. Kanban bedeutet nicht der Verzicht auf notwendige Bestände! Einflussgrößen bei der Berechnung der Kanban-Einheiten sind sowohl der Verbrauch (!) innerhalb der Wiederbeschaffungszeit als auch ein angemessener Sicherheitsbestand entsprechend der Qualität der Versorgungskette. Kanban-Kreisläufe müssen regelmäßig überprüft und an veränderte Situationen angepasst werden.
Ziel ist eine Optimierung der Versorgungssicherheit, die dann zur Reduzierung der notwendigen Bestände führt. Korrekt eingestellte Kanban-Kreisläufe machen Hamsterkäufe überflüssig. Dies ist ein guter Schritt in die richtige Richtung.
Ihr
Andreas Kückelmann